„Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch leiten in der ganzen Wahrheit“, hat Jesus seinen Jüngeren versprochen. So lautet die Übersetzung in der neusten Zürcher Bibel von 1996.
„Hoffnung für alle“ übersetzt im selben Jahr 1996:
„Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, werdet ihr die Wahrheit vollständig erfassen.“
Die moderne Bibel-„Übersetzung“ legt fest, auf welche Weise der heilige Geist die Jünger leiten werde, nämlich dadurch, dass sie die Wahrheit erfassen – sogar vollständig erfassen. Sie gibt den Leserinnen und Lesern also das Versprechen mit, dass sie wie Wahrheit in sich tragen und so vom Geist Gottes geleitet werden.
Dadurch ist ausgeschlossen, dass der Heilige Geist die Menschen auch dadurch in alle Wahrheit leiten kann, dass sie eingespannt sind in alltägliche Pflichten und umgeben von hilfreichen Mitmenschen und dabei spüren: Ganz vieles, das gewiss wahr und wichtig ist, habe ich noch nicht erfasst.
Ein solches bescheidenes Zutrauen zum Geleit des Heiligen Geistes untergräbt die moderne Übersetzung.
Ein anderes Beispiel:
1. Korinther 2,13 schreibt Paulus (nach der Lutherübersetzung von 1984):
„Davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.“
„Hoffnung für alle“ formuliert in der „Übersetzung“ dieser Stelle von 2002:
„Was wir euch verkünden, kommt nicht aus menschlicher Klugheit, sondern wird uns vom Geist Gottes eingegeben. Und so können wir Gottes Geheimnisse verstehen, weil wir uns von seinem Geist leiten lassen.“
Davon, dass wir verstehen, sagt der Bibeltext im griechischen Original nichts. Er sagt nur, dass wir reden und deuten. Wer vertrauensvoll die Worte der Bibel weitersagt oder in die Lieder des Glaubens einstimmt, spricht immer auch Worte aus, die er noch nicht versteht, und deutet manches an, das er selber höchstens erahnen oder sich mit kindlicher Verwunderung zu Herzen nimmt.
Die modernen „Bibelübersetungen“ fördern demgegenüber den arroganten Anspruch, dass die Gläubigen bereits wissen und verstehen, was Gott Geheimnisvolles will und wirkt.